Wer ist eigentlich…? – Episode 2: Birkir Bjarnason

Wer ist eigentlich…? – Episode 2: Birkir Bjarnason
14. Juli 2016 Pietro Tallarico

3'

In der heutigen Episode von Wer ist eigentlich…? stellen wir euch den isländischen Mittelfeld-Star Birkir Bjarnason vor.


Skyr ist ein traditionelles isländisches Milchprodukt, eine Mischung aus Joghurt und Magerquark. An sich nichts Besonderes. Jedoch erlangt dieser „Joquark“ in der Welt der Superfoods heimlich aber sicher viel Ansehen durch seine einzigartige Eigenschaft: Viel Protein, wenig Fett.

Islands Nationalmannschaft erging es bei dieser Europameisterschaft ähnlich. Der Underdog bewies trotz der geringen Ressourcen an Profi-Fußballern ein überraschend starkes Spiel beim Turnier in Frankreich (und auch schon in der EM-Qualifikation davor). Man könnte jeden einzelnen Spieler, der bei dieser EM auf dem Platz stand, aufzählen und ihn hier in unserer Rubrik präsentieren. Doch unser Liebling diesmal ist Birkir Bjarnason. Nicht unbedingt der spektakulärste oder teuerste Spieler unter den diesjährigen Super-Stars, dafür aber mit einer extrem hohen Effektivität. Eine geballte Ladung Protein – wenn man so will – mit wenig Star-Allüren.

Der Mittelfeldspieler des FC Basel erzielte Islands erstes Tor bei einer EM und das (bisher) letzte Tor im Viertelfinale gegen Frankreich. Das alles gegen den Europameister Portugal und dessen Vize wohl gemerkt. Er verpasste nicht eine einzige Minute und betrieb im rechten Mittelfeld neben dem ebenfalls überragenden Kapitän Gunnarsson das Spiel. Sehr unauffällig, da wenig Fehler und auch selten gedeckt, wie eben bei seinen zwei Toren. Er hat eine unabdingbare Fähigkeit, um ein torgefährlicher Mittelfeldspieler zu sein, die Kunst sich zwischen den Abwehrlinien zu inserieren. Bei beiden Toren schlich er sich hinter die Rücken der Abwehrspieler und lauerte auf seine Chance. Sehr viel bei Island war einstudiert, doch ein guter Trainer stimmt seine Taktik auf die zur Verfügung stehenden Spieler ab. Für diese Art des Spiels hat Bjarnason die idealen Charakteristiken und das haben die beiden Strategen an der Spitze des isländischen Fußballs Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrímsson schnell erkannt.

In der Nationalmannschaft hatte Birkir schon von Anfang an ein Faible für die „großen“ Tore. Sein erstes schoss er 2012 beim WM-Qualifikationsspiel gegen Frankreich.

 

The Thor of football

Der Donnergott der Wikinger. Bjarnason hatte man bereits bei seiner Zeit in Pescara in der italienischen Serie B den Spitznamen Thor gegeben. Zu dieser Zeit entwickelte sich eine bis vor Kurzem andauernde Kuriosität in der Welt der sozialen Medien: Ein Streit zwischen den Anhängern Pescaras und dem isländischen Fußballverband.

Mittelpunkt des Streits: Birkir „Thor“ Bjarnason.

Folgen des Streits: Der Ausschluss aller Internetnutzer mit italienischer IP-Adresse von der Facebook-Seite des Sportverbands.

Etwas extrem findet ihr?

#freeBirkir

Juni 2015. Einer der Schlüsselmänner der Anwärter auf den Aufstieg fehlte für das Rückspiel im Playoff-Finale der Serie B. Das Ziel: Der Aufstieg in die Serie A.
Doch eine Mannschaft wollte nicht auf ihn verzichten. Sein Heimatland Island spielte hingegen das wichtige Qualifikationsspiel gegen die Tschechische Republik, zu der Zeit Tabellenerster mit zwei Punkten Vorsprung vor Island. Das Ziel: Ein wichtiger Schritt in Richtung der ersten Teilnahme Islands an einem internationalem Turnier.

Das erboste die Pescaresi so sehr, dass ein regelrechter Shitstorm oder besser Shit-Donner unter dem Hashtag #freeBirkir auf die offizielle Facebook-Seite des isländischen Verbands ausbrach und dieser sich gezwungen sah durch einen Geo-Block die gesamten Internetnutzer auf den Umrissen des stiefelförmigen Landes zu sperren und Birki nicht freizulassen.
Für den Delfino Pescara 1936 ging es am Ende schlecht aus. Sie verpassten den Aufstieg, während Island gegen Tschechien gewann und seinem Traum einen großen Schritt näher kam.

Ein Jahr später, kurz nach dem Aufstieg von Pescara (erneut in den Playoffs) und den anhaltenden Erfolgen der Isländer bei der diesjährigen Europameisterschaft, entschloss man sich dieses Italien-Veto wieder aufzuheben und mit den Fans von Pescara Frieden zu schließen. Nach dem Motto „Ende gut, alles gut“.

Für die Schlüsselfigur auf und abseits des Feldes nicht der letzte Auftritt in den sozialen Medien. Vor einigen Wochen bot der Online-Fashion-Store ASOS dem blonden Wikinger via Twitter einen Model-Job an.

 

Birkir’s Antwort folgte prompt:

 

 

Langsam aber sicher sind die sympathischen Insel-Bewohner in aller Munde, und das nicht nur wegen Skyr.

(Beitragsbild: Wikipedia / Tobias Klenze, CC BY-SA 4.0)
Versucht Italiens Fußballkultur in Worte zu fassen.