Erste Liga: nie mehr, nie mehr?

Erste Liga: nie mehr, nie mehr?
16. August 2016 Lars Ludolph

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Der 1. FC Kaiserslautern blickt einer weiteren Saison voller Fragezeichen entgegen. Ist die zweite Liga die neue Normalität oder können die roten Teufel dieses Jahr doch noch vorne angreifen?


Nach zwei Spieltagen in der zweiten Liga stehen für den FCK eine Heimklatsche gegen Hannover und ein Punkt im Auswärtsspiel bei Aufsteiger Würzburg zu Buche. Man könnte meinen, die Saison sei schon jetzt verkorkst und der Traditionsverein aus der Pfalz würde unweigerlich im Mittelmaß der zweiten Liga versinken. In den ersten Spielen wurde allzu deutlich, dass Trainer Tayfun Korkut nicht über das Spielermaterial verfügt, um sein bevorzugtes 4-2-3-1 System zu spielen. Vor allem die Innenverteidigung zeigte in beiden Spielen eklatante Schwächen. Vucur und Ziegler scheinen bisher kaum zweitligatauglich. Auch Mwene, der bisher Korkuts erste Wahl auf der rechten Außenverteidigerposition war, hinkt den Erwartungen hinterher. Weiter vorne konnten weder Görchler noch Pich von der rechten Außenbahn auch nur ansatzweise Gefahr ausstrahlen.

Die Erwartungen an einen Traditionsverein wie dem 1.FCK sind hoch und schon jetzt macht sich aus den oben genannten Gründen in der Pfalz Unmut breit. Doch nun den Kopf in den Sand zu stecken und nach Bauernopfern zu rufen ist nicht nur unfair, sondern auch verfrüht. Denn die Situation ist komplexer. Nach oben als auch nach unten ist nach wie vor alles offen.

 

Korkut für seine Spielphilosophie zu kritisieren würde zwei Facetten ausblenden. Auf der einen Seite hatten weder Vorgänger Konrad Fünfstück noch Kosta Runjaic auch nur den Ansatz eines Systems. Ersterer war schlicht zu unerfahren, während letzterer fast schon notorisch jegliche Art taktischer Finesse verweigerte. So war der FCK beispielsweise lange das einzige Team der zweiten Liga, das so gut wie nie taktische Fouls beging. Der zweite Punkt ist die frühe Anfangsphase des deutschen Fußball Unterhauses: Obwohl der Spielbetrieb längst begonnen hat, ist das Transferfenster noch bis zum 31.8. geöffnet und die Vereine werden ihre endgültigen Kader erst danach präsentieren. Insbesondere auf der Innenverteidigerposition werden die roten Teufel sich sehr wahrscheinlich noch verstärken. Ein offensichtlicher Kandidat ist der Norweger Even Hovland vom 1. FC Nürnberg, der die verzweifelt gesuchte Souveränität an den Betzenberg bringen könnte. Sollte dann noch Tim Heubach, der in der Vergangenheit durchaus Potential aufblitzen ließ, die Innenverteidigung verstärken, scheint die größte Baustelle behoben. Die Neuzugänge Jacques Zoua (Stürmer, GFC Ajaccio) und Zoltan Stieber (Linksaußen, Hamburger SV) könnten dem Team noch entscheidende offensive Impulse geben.

Das Hauptproblem in Kaiserslautern ist somit nicht das Potential der Mannschaft. Es ist die fehlende Geduld. Das Wort „Umbruch“ ist in der Pfalz nach drei Jahren Leidenszeit in der zweiten Liga zum Unwort verkommen. Eine weitere Übergangssaison ist den Fans nur schwer zu verkaufen, auch wenn der jetzige Kader genau diese benötigt.
Viel wird daher von Tayfun Korkut abhängen. Sollte es ihm gelingen, Ruhe in den Verein zu bringen, könnte der FCK schon in dieser Saison durch attraktiven Fußball Sympathien wecken und sich damit Zeit kaufen, um im nächsten Jahr voll anzugreifen. Sollte dies nicht gelingen, hat die Vergangenheit gezeigt, dass in Kaiserslautern leider auch nach unten alles möglich ist.

(BEITRAGSBILD: Marco Fieber, CC BY NC ND 2.0)